In der Joß-Fritz-Schule in Untergrombach nimmt die Planung eines offenen Angebots für die Einrichtung einer Ganztagsschule konkrete Formen an. Stadträtin Anja Krug weist in ihrer Stellungnahme darauf hin, dass heutzutage ein ganztägiges verlässliches Schulangebot unabdingbar ist, denn viele Schülerinnen und Schüler haben nur hier die Möglichkeit ein warmes Mittagessen einzunehmen und die Chance, über den Schulunterricht hinaus, Bildungsangebote anzunehmen: Schule wird zum Lern- und Lebensraum.

Stellungnahme der SPD-Fraktion zur Einrichtung einer Ganztagsschule in offener Angebotsform an der Joß-Fritz-Schule in Untergrombach

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

ein langjähriger Wunsch der SPD-Fraktion hat heute Chance Wirklichkeit zu werden: die Einrichtung einer offenen Ganztagsschule an der neu gebauten Joß-Fritz-Schule in Untergrombach! Lange Jahre war Ganztagsschule und Ganztagsbetreuung für viele Eltern und Schüler eher etwas Abschreckendes. Den ganzen Tag in der Schule lernen? Keine Freizeit mehr haben? Immer umgeben von Lehrern? Aber in den letzten Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die scheinbar einfache Formel Ganztagsschule = den ganzen Tag Schule haben nicht stimmt.

Ganztagsschule heißt vielmehr eine verlässliche pädagogische Betreuung und Förderung für alle Schülerinnen und Schüler. Ganztagsschule geht einher mit einem warmen Mittagessen, mit gemeinsamen Aktivitäten, Zeit und Raum für lernen, spielen und individuellen Rückzug. So werden Schulen zu mehr als Bildungsanstalten: sie werden zu Lern- und Lebensräumen. Familien werden durch die Tatsache, dass das Kind qualifiziert und verlässlich betreut wird, ein warmes gesundes Essen bekommt und mit gemachten Hausaufgaben nach Hause zurückkehrt, entlastet. Nicht nur wegen der geklärten Betreuungssituation, sondern auch vor allem, weil die Zeit, die den Familien nach der Rückkehr aus der Ganztagsschule zur Verfügung steht, im besten Sinne freie Zeit ist, die für die Familie genutzt werden kann. Unsere europäischen Nachbarn machen es uns vor: in den skandinavischen PISA-Vorbildstaaten ist die Ganztagsschule eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit.

Ich bin mir der anderen Schulkultur hier in Deutschland und es ist mir klar, dass wir eine behutsame Annäherung an dieses Thema brauchen und dass es noch Zeit braucht, bis Ganztagskonzepte sich durchsetzen. Genau darin liegen der Charme und die Chance offener Ganztagsschulen, wie sie in Untergrombach geplant sind. Hier haben die Schülerinnen und Schülern die Chance gemeinsam mit den Eltern die Entscheidung über die Betreuungsform zu treffen, die dem eigenen Ideal am nächsten kommt. Das Lehrerkollegium um Schulleiter Gernot Ries hat sich viel Mühe bei der Erstellung eines aus unserer Sicht sehr sensiblen, stringenten und durchdachten pädagogischen Konzepts gegeben, das einen parallelen Ganztags- und „normalen“ Schulbetrieb ermöglicht und trotzdem den speziellen Bedürfnissen der Ganztagsschülerinnen und –schüler gerecht wird. Es ist der gute Anfang eines Prozesses, der die neue Joß-Fritz-Grundschule maßgeblich prägen wird. Elemente wie gleitender Unterrichtsbeginn, aktive Pausen und Schwerpunkte in musischer und Bewegungserziehung dokumentieren dies eindrücklich. Dafür gilt dem Kollegium um Schulleiter Ries ein herzlicher Dank.

Doch nicht nur für die Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch für die Stadt als Schulträger ist dies eine besondere Herausforderung. Gilt es doch, das so genannte Mittagsband zu organisieren und einen wichtigen räumlichen und personellen Beitrag zu leisten, damit die offene Ganztagsschule in Untergrombach gelingen kann. Unsere Schulen müssen uns etwas wert sein – dies sei insbesondere mit Blick auf die nächsten Haushaltsberatungen gesagt. Die Wertschätzung unserer Schulen sehen wir bei den Mitarbeitern der Stadtverwaltung um Herrn Rapp in guten Händen und danken auch ihnen für das bisherige Engagement.

Ein Wermutstropfen bleibt jedoch: alle, die mit Ganztagsschulen zu tun haben, wissen um die Problematik des Jugendbegleiterprogramms. Hierbei soll durch ehrenamtliche Jugendbegleiter eine qualifizierte und kindgerechte Nachmittagsbetreuung erreicht werden. Bei allen Vorteilen, die diese Lösung bietet wie Vernetzung mit örtlichen Vereinen und Institutionen, Erhalten von neuem Expertenwissen in der Schule, liegt darin auch die Problematik entsprechende Jugendbegleiter zu finden. Hier wäre es sehr wünschenswert, wenn seitens des „Kinderlands Baden-Württemberg“ durch die Landesregierung mehr getan würde, um jede Ganztagschule mit weiteren zusätzlichen Lehrerstunden und der festen Anstellung pädagogischer Fachkräfte zu unterstützen. Gute Konzeptionen hierfür könnte man in Rheinland-Pfalz beobachten. Hier hofft die SPD-Fraktion auf Fortschritte seitens der Landesregierung, die sich dringend darauf besinnen sollte, dass die Zukunft in Baden-Württemberg eher vom erworbenen Wissen seiner Bewohner als von gleichfalls erworbenen EnBW-Aktien abhängt.

Die Einrichtung der offenen Ganztagsschule in Untergrombach ist der Beginn eines guten Weges. Sie ist ein Gewinn für die Schullandschaft in ganz Bruchsal. Die SPD-Fraktion wünscht allen an diesem Weg Beteiligten alles Gute und stimmt der Vorlage gerne zu. Vielen Dank.
(Anja Krug