SPD-Fraktion kritisiert Standortdiskussion und geplante Sparmaßnahmen beim Schulhausneubau in Untergrombach

Veröffentlicht am 16.10.2008 in Kommunalpolitik

In einer Stellungnahme für die Fraktion äußerte sich EF Schäfer wie folgt:

Wer sich jetzt über Neubaukosten aufregt, hat seit Jahren die Probleme
der Schulgebäude in Bruchsal/Untergrombach und ihre regelmäßige Unterhaltung verschlafen!
Von zu hohen Baukosten wegen Erfüllung von Wünschen ist die Rede.
Über allzu leichte Nachgiebigkeit gegenüber Forderungen der Schulleiter und Vereine wird geschrieben.
Es wird mit heißer Feder getextet, hoch emotional geredet und dabei vergessen wie sich diese Gesamtzahl von „erschreckenden“ 12.5 Mio Euro Baukosten zusammensetzten und vor allem wird von Beteiligten offenbar nicht mehr zur Kenntnis genommen wie dieses Konglomerat entstanden ist.
Oder haben die gleichen Personen über Jahre geschlafen?

Zuerst standen die Renovierungskosten der Joss Fritz Schule im Raum. Von Jahr zu Jahr steigerte sich diese Summe, ohne dass wirklich etwas gemacht wurde. Verschoben und verschoben. Das Schulhaus wurde in den 60er Jahren gebaut. Man war damals experimentierfreudig mit neuen Materialien. Sie haben sich im Laufe der Zeit jedoch nicht miteinander vertragen. Der Volksmund sagt: Es wurde gepfuscht. Oder: In den 70er Jahren wollte der Gesamtelternbeirat das Schulgebäude besichtigen. Wir Elternvertreter wollten helfen und Druck erzeugen, damit das undichte Flachdach schnellstens repariert wird. Aber dem Gesamtelternbeirat wurde ein Hausverbot auferlegt! Diese Taktik der Verantwortlichen ist doch schon mal nachdenkenswert! Die Fenster der Joss Fritz Schule z. B. sind alte Energiefresser. Als Schiebefenster können sie nur noch mit selbst gesägten Holzstäben verschlossen werden. Vor die Medienräume wurden deshalb nach erfolgreichen Aufbrüchen Gitter als Einbruchsicherung angebracht. Die Liste ließe sich fortsetzen. Das Gebäude ist so heruntergekommen, dass auch die staatliche Schulbaukommission nur zum Ergebnis „Abriss“ gekommen ist. Wie wurde die Planung des Neubaus angegangen? Die Stadt wollte mit ihrem Bauamt diesen Schulneubau ganz allein planen und bauen. Dagegen regte sich im Gemeinderat Widerstand. Die SPD stellte den Antrag auf öffentliche Ausschreibung der Planung. Auch wegen der mangelnden Unterstützung seitens der CDU wurde nur eine beschränkte Ausschreibung mit drei Architekten zugelassen. Dies waren:
  • Die eigene Bauverwaltung
  • Ein örtliches Architektenbüro aus Untergrombach
  • Ein Architekt aus Waldbronn
Dieses Verfahren hatte von vornherein ein Geschmäckle und die Gefahr von wenig Auswahl und Optimierungsmöglichkeiten in sich geborgen. Man betrachte bitte im Vergleich die Vorgehensweise der Bauherren des Privatgymnasiums Heissenberg oder die der Stadt Phillipsburg bei öffentlichen Gebäuden. Das „Ausschreibungsverfahren“ war gleichzeitig so verquer, dass sich die Architektenkammer Karlsruhe aus prinzipiellen Erwägungen weigerte, in der Jury zur Beurteilung der drei Entwürfe teilzunehmen. Das Rathaus bat als unabhängige Beurteiler einen Professor der FH Karlsruhe und einen Controller in die Jury hinzu. Beide machten ihren Job so gut, wie es bei dieser fatalen Ausgangslage möglich war. Herr Prof. Meissner stellte bei seinen Berechnungen der Baukosten fest:
  • Es handelt sich um eine Vergleichsrechnug der Baukosten, damit die drei Entwürfe überhaupt miteinander vergleichbar werden.
  • Die angenommenen Werte sind aus Statistiken entnommen und nicht belastbar aufgrund aktueller Angebote aus der Bauwirtschaft. Sie dienen ausschließlich dem Vergleich der drei Entwürfe.
  • Einzelne Entwurfsarbeiten hatten „unterschiedliche“ Grunddaten für die Kostenermittlung angesetzt.
Eigentlich kann sich doch heute niemand auf diese „Baukosten“ berufen und erschrecken! Als einziger brauchbarer Entwurf schälte sich der Entwurf des Architekten Weindel aus Waldbronn heraus. Hauptargumente: Geringster Flächenverbrauch, für neue Schulformen zukunftsfähig, geringste Bauhöhe und notfalls mit einem Federstrich gesparte Raumgröße erreichbar. Eine Besichtigung verschiedener vollendeter Projekte belegte die richtige Auswahl überzeugend. Besuchen Sie doch einmal in Heidelberg die Gregor Mendel Realschule oder in Phillipsburg das neue Rathaus. Wünschenswertes statt reinem Zweckbau? Alle Architekten sprachen von wohliger Atmosphäre, die das Lernen in einer von Medien geplagten Zeit an der Schule erleichtern soll. Neue Unterrichtsmethoden statt ausschließlich Frontalunterricht sollten möglich werden. Die Erfahrungen der Lehrerinnen und Lehrer wurden durch drei berufserprobte und allgemein geachtete Rektoren eingebracht. Dagegen standen die „Sparfüchse“. Sie standen für kleine Klassenzimmer. Höchstens 50 Quadratmeter. Aber der Klassenteiler liegt immer noch und seit vielen Jahren bei 33 Kindern! 33 lebhafte Kinder in einem Klassenzimmer von 50 qm? Unser Antrag auf die höchste bezuschussfähige Quadratmeterzahl zu gehen, wurde mit großer Mehrheit entschieden. 66 qm für 33 Schüler, das sind 2qm pro Schüler inklusive der Verkehrswege zwischen den Schulbänken und des Platzes für die Lehrer – Luxus??? Es ist an dieser Schule kein Platz vergeudet! Im Gegenteil der Entwurf Weindel hat den geringsten Flächenverbrauch auf der städtischen Grundfläche und lässt uns so Wohngrundstücke für die Teil-Finanzierung des Schulneubaus gewinnen. Wie setzen sich die Kosten jetzt zusammen?
  • Neubau zweizügige Realschule 6,5 Mio Euro
  • Neubau zweizügige Grundschule 1,8 Mio Euro
  • Neubau Schulsporthalle 1,5 Mio Euro
  • Neubau Ganztageseinrichtung mit Mensa/Aula 2.6 Mio Euro
Wo könnte was eingespart werden?
  • Wir haben doch eine Realschule in Bruchsal?
Die Albert Schweizer Realschule in Bruchsal platzt aus allen Nähten. Trotz Erweiterung um 6 Klassenzimmer gibt es immer noch Wanderklassen. Die Schule hat längst eine Größenordnung erreicht, die in keiner Richtlinie des Kultusministeriums beschrieben ist. Es muss gebaut werden.
  • Wir haben doch eine Grundschule in Untergrombach?
Ja, nur die Kinder gehen dort noch wie vor 100 Jahren über den Hof „aufs Töpfchen“ ? Sie etwa auch noch ? Es geht aber insbesondere um längeres miteinander Lernen—5. und 6. Klasse.
  • Wir haben doch eine Schulsporthalle?
Ja, jedoch energetisch hoffnungslos veraltet! Energiefresser, jetzt ist die Erneuerung im Paket finanziell sinnvoll.
  • Wozu Ganztageseinrichtung?
Die gesellschaftlichen Veränderungen wie Alleinerziehende, Berufstätigkeit der Eltern u. a. sind nicht mehr zu übersehen. Unsere Kinder müssen unter diesen Bedingungen nicht leiden, alle sollen gleich gute Chancen in der Grundschule haben. Die Ganztageseinrichtung lässt sich in den Abendstunden hervorragend durch die kulturellen Vereine nutzen, die ja auch einen wichtigen Beitrag zu unserem gesellschaftlichen Leben im Süden Bruchsals leisten. Mehrfachnutzung und Kooperation Schule/Verein.
  • Sind die Sparvorschläge der Verwaltung sinnvoll und ausgewogen?
Eine halbe Million Euro für eine Belüftungsanlage der Klassenzimmer ist ein Sparreizwert an sich. Aber doch bitte mit anderer Begründung. Wer so eine Anlage nicht regelmäßig und aufwendig wartet – und diese Gefahr besteht in Bruchsal – der würde eine „Bakterienschleuder“ aber keine Belüftungsanlage betreiben. Also weg damit und individuelle Lüftung der Klassenzimmer anstreben. Waschbecken in den Klassenzimmern will die Verwaltung streichen. Es geht um 25 000,- Euro. Eine Hygienechance weniger, wenn das verabschiedet wird. Der Architekt hatte in seinem Entwurf zur Energieeinsparung Oberlichter eingeplant, die natürliches Licht in die Klassenräume bringen. Die 20000,- Euro würden sich nach Berechnungen der Verwaltung in 8 bis 10 Jahren amortisieren. Nur unsere Verwaltung denkt nicht nachhaltig genug und will diese Investition sparen. Außenputz: Die Verwaltung rechnet eine Ersparnis von 110 000,- Euro vor, wenn statt der ursprünglich konzipierten wartungsfreien Fassade ein einfaches Wärmedämmverbundsystemverbund aufgetragen wird. Aber die Wartungskosten wegen Neigung zur Algenbildung an dieser Fassade werden verschwiegen. Was ist also sinnvoll und was ist nachhaltig gespart? Die Verwaltung ist nicht konsequent im Vorschlag.
  • Warum eigentlich in Untergrombach und nicht in der Kernstadt?
Diese Frage wird häufig von Stadträten aus dem Stadtteil Kernstadt gestellt. Ein Teil der Frage ist mit den Ausführungen über die bauliche Vernachlässigung der alten Joss Fritz Schule bereits beantwortet. Der zweite Teil der Antwort ergibt sich aus den Kosten für die Schüler-beförderung. Die Wege werden kürzer zur Realschule! Der wichtigste Punkt ist aber pädagogisch und klimamäßig angelegt. Wollen wir in Bruchsal Schulfabriken? Oder wollen wir überschaubare Schuleinrichtungen in denen sich unsere Kinder wohlfühlen, in denen sie sich als Persönlichkeiten entwickeln können und nicht zu Nummern werden? Dafür setzten wir uns ein und entscheiden auch wieder für den Neubau der Grund- und Realschule in Bruchsal-Untergrombach. Ernst-Friedrich Schäfer Vorsitzender der SPD-Fraktion
 

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