Karl Mangei: Verabschiedung im Bruchsaler Gemeinderat

Veröffentlicht am 08.07.2020 in Gemeinderatsfraktion

Anja Krug für die SPD-Fraktion

Lieber Karl,

es gibt Situationen, da wünscht man sich ein schlaues Handbuch für Fraktionsvorsitzende, in dem einem z. B. erklärt wird, wie man eine Abschiedsrede hält für jemanden, den man eigentlich gar nicht so richtig verabschieden will. Dieses Handbuch gibt es nicht und es kann es auch nicht geben, weil jeder einmalig ist. So war auch die Zusammenarbeit mit dir hier im Gemeinderat.

Fünfmal wurdest du in dieses Gremium gewählt, die Menschen haben dir über die Jahre immer stärker ihr Vertrauen in Form von Stimmen geschenkt. Zählt man deine 36 Jahre im Ortschaftsrat und die Zeit im Kreistag dazu, dann toppen deine aktiven Jahre in der Politik das Durchschnittsalter deiner Gemeinderatsfraktion um Längen.

In diesen Jahren hattest du immer einen sehr klaren sozialdemokratischen Kompass: Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.

Die Freiheit, Ideen zu entwickeln und auszuprobieren. Sich die Freiheit zu nehmen, neue Interessen zu entdecken. Den bei vielen Kommunalpolitikern beliebten Absolutheitssatz „Des hamma immer so gmacht“ - habe ich von dir in 16 gemeinsamen Jahren mit Mandat nie gehört.

Die Gerechtigkeit, Menschen Chancen zu geben, auch mal Geduld zu haben und Ressourcen fair zu verteilen. Du hast beispielsweise als die für Untergrombach sehr unbequeme Debatte um eine Flüchtlingsunterkunft losging, sehr klar Haltung bewiesen für geflüchtete Menschen. Auch zum Preis privater Freundschaften. Weil du überzeugt warst, so gerecht zu handeln.

Die Solidarität, gerade den Menschen gegenüber, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden. Für diese hast du dich besonders eingesetzt. Als Aufsichtsrat in der Wohnbau, im Kuratorium Kindergarten und dann, wenn es um Jugendliche und ältere Menschen ging.

Dir war es immer wichtig, nah bei den Menschen zu sein. Du warst dafür gerne unterwegs, hast eine Vielzahl an Terminen wahrgenommen und unzählige Gespräche geführt. Deine Zugewandtheit und dein Humor öffnen dir dabei manche Türe. So gelingt es dir auch immer wieder, Menschen zu für deine Ideen zu begeistern, miteinander zu vernetzen und gemeinsam Ziele zu erreichen. Du warst dabei innerhalb der Fraktion immer ein Teamspieler, hast dich loyal hinter dein Team gestellt und auch mal etwas ausgeputzt, wenn es nötig war. Es ging dir beim Politikmachen nie um dich als Person, sondern um die Idee, die dich begeistert hat.

Im Gemeinderat warst du ein Kollege, der deutlich zu hören war – mit Herz und Haltung. Und auf den man gehört hat. Und zugehört hat – auch wenn man anderer Meinung war. Du argumentiertst authentisch, mit Leidenschaft und Überzeugung. Dabei kannst du sehr hartnäckig sein, wenn es um die Sache geht. Aber so sind dir auch große politische Erfolge gelungen beim Wohnungsbau, bei der Ganztagsbetreuung, im Umweltbereich, um nur einige Beispiele zu nennen.

So hart das in der Sache sein konnte, so selbstverständlich war es für dich, dass man auch außerhalb der Sitzung Raum brauchte, sich kennenzulernen und auszutauschen. Du warst derjenige, von dem fast immer die Initiative zur Nachsitzung ausging und mit dem man immer im guten Austausch sein konnte.

Hartnäckiger Brückenbauer – auch das charakterisiert dich. Für Europa, für Frieden und Miteinander brennst du. Das zeigt sich im Herzblut, das du für die Partnerschaft zwischen Untergrombach und Ste-Marie-aux-Mines besonders, aber auch für alle Städtepartnerschaften gezeigt hast. Frieden, Völkerverständigung und Aussöhnung sind für dich Prozesse, an denen immer wieder gearbeitet werden musst – das hast du mit deiner politischen Arbeit sehr deutlich . Ebenso deutlich machst du das in Bezug auf die Aussöhnung mit den Opfern des Holocaust. Ich erinnere mich an unser intensives Gespräch in Yad Vashem. Aber auch an deinen großen Einsatz für das Holocaustgedenken bei uns in Untergrombach und die Vehemenz und Überzeugung, mit der du dich für den Gedenkstein in der Ortsmitte eingesetzt hast. Mittendrin. Im Bewusstsein der Menschen.

Du grenzt dich, dein politisches Denken und Handeln klar ab gegen jede Form von Rassismus, Gewalt und Ungerechtigkeit. Dazu beziehst du laut und klar Stellung.

Deine Haltung, deine offene, aufgeschlossene Art hat uns als Fraktion, hat dem Gemeinderat gut getan. Damit hast du Türen für Ideen und Herzen der Menschen geöffnet. Nie anbiedernd, immer authentisch mit dem Humor, der einem rät, Bürgergespräche im Sommer an der Kühltruhe des Supermarkts zu suchen.

Genauso authentisch ist, dass du dir den Zeitpunkt deines Abschieds im Gemeinderat selbst gewählt hast. Du hast mir einmal gesagt, dass es dich irritiert hat, einst als jüngstes Mitglied in den Gemeinderat gewählt worden zu sein und diesen Status nach zehn Jahren immer noch zu haben. Du wolltest immer auch, dass jüngere Menschen und andere Ideen eine Chance haben. Ein weiterer Grund, der deine Entscheidung zu gehen nachvollziehbarer macht, so sehr ich sie persönlich bedauere. Du bist für mich einer der Menschen in der SPD, bei denen ich das erste Wort von „Parteifreund“ streiche.

Deshalb: einfach danke, lieber Karl! Danke im Namen aller Fraktionen im Bruchsaler Gemeinderat, besonders im Namen deiner SPD für deine Ideen, deine Tatkraft, deinen Humor, dein Engagement und für deine tiefe Überzeugung für die Menschen Politik zu gestalten.

Alles Gute für deine Zeit ohne Mandat, die du als politischer Mensch und Privatperson mit guten Ideen und Aktionen füllen wirst.

Glück auf, lieber Karl!

 

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