Anlässlich der Veranstaltung am 23.4.2008 (s.Termine) veröffentlicht der SPD-Stadtverband Bruchsal ein Zehn-Punkte-Papier, in dem sozialdemokratische Vorstellungen einer zukunftsorientierten und modernen Kinderbetreuung formuliert sind. Alle Kinder haben dasselbe Recht auf gute Betreuung und Bildung - von Anfang an!

Junge Familien nicht im Regen stehen lassen.
Für eine verbesserte Kinderbetreuung in Bruchsal

Nach Einführung des Elterngelds muss jetzt der beschleunigte Ausbau der Kinderbetreuung folgen, denn junge Eltern erwarten zu Recht, dass sie spätestens nach 12 oder 14 Monaten in den Beruf zurückkehren können. Dafür brauchen sie ein entsprechendes Betreuungsangebot – auch in Bruchsal.

Elterngeld und ein gutes Angebot an Kinderbetreuung sind die Grundsäulen einer gesellschaftlich gewünschten staatlichen Unterstützung junger Familien in den ersten Entwicklungsjahren ihrer Kinder.

Immer mehr Frauen müssen Beruf und Familie miteinander verbinden. Bundesweit können derzeit laut BA 600 000 Menschen wegen fehlender Betreuungsangebote keine Arbeit aufnehmen. Auch in unserer Region ist der Anteil erwerbsloser Frauen trotz der guten Arbeitsmarktsituation sehr hoch.

Das Tagesbetreuungsausbaugesetz vom 1. Januar 2005 sowie die Förderung von Ganztagsschulen sind wichtige Schritte und nehmen die Kommunen in die Pflicht.
In Bruchsal muss endlich auch die Verbesserung der Kinder- und Familienförderung als wichtiger Standortvorteil bei Industrie- und Wirtschaftsansiedlungen erkannt und entsprechend gehandelt werden.

10 Forderungen der SPD zur Verbesserung der Kinderbetreuung in Bruchsal

1.) Bis zum Jahr 2013 müssen etwa 300 zusätzliche Betreuungsplätze für 0 bis 3-Jährige Kinder geschaffen werden:
In Bruchsal gibt es (Stand Anfang 2008) 1.225 Kinder von 0 bis 3 Jahren.
Für die gesetzliche Quote von 35 % (429 Kinder) muss in den nächsten fünf Jahren ein Betreuungsangebot geschaffen werden. Bisher gibt es aber erst 107 Plätze für unter 3-jährige Kinder in Bruchsal, d.h. es fehlen noch rund 300 Plätze.

Die SPD fordert zur Erreichung dieses Ziels bis 2013 einen Entwicklungsplan für die Stadt Bruchsal mit folgenden Eckpunkten:

•Erweiterung der Angebote in den bestehenden Kitas für unter 3-Jährige.

•Erweiterung des Angebots von Tagesbetreuung durch Tagesmütter, die der Tageselternverein vermittelt.

•Verstärkte Förderung von Initiativen wie z.B. ‚Waldkindergarten’ und Unterstützung von Betrieben bei der Schaffung von Betriebskindergärten.

•Neubau von Kitas, um das Ziel (35% bis 2013) zu erreichen. Voraussichtlich werden zwei neue Einrichtungen benötigt.

•Einrichtung einer kommunalen Kindertagesstätte in Bruchsal mit moderner Konzeption, z.B. in Form eines sog. Kinderhauses.

2.) Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz soll für jeden Stadtteil dauerhaft gesichert sein. Hier dürfen wir nicht hinter den derzeitigen Stand zurück.

3.) Bruchsaler Kinderbetreuungseinrichtungen müssen gut ausgestattet und bedarfsgerecht eingerichtet sein.
Viele Gebäude sind seit Jahren sanierungsbedürftig. Wir fordern die Erstellung einer Dringlichkeitsliste für Sanierungen – nicht nur unter baulichen sondern auch unter konzeptionellen Gesichtspunkten – auf der Grundlage einer langfristigen Planung.

4.) Die Öffnungszeiten der Bruchsaler Kitas müssen familienfreundlicher werden.
Die Öffnungszeiten der Kitas müssen den Arbeitszeiten der Eltern angepasst werden, d.h. wir brauchen mehr Ganztagsangebote und Gruppen mit flexiblen Öffnungszeiten.

5.) Die Anzahl der ‚Schließtage’ in den Bruchsaler Kitas muss deutlich reduziert werden.
Bruchsaler Kindertagesstätten sind an 25 bis 39 Tagen pro Jahr geschlossen. Diese hohe Zahl an Schließtagen muss dringend reduziert werden. „Putztage“, „Planungstage“ oder „Pädagogische Tage“ müssen organisatorisch aufgefangen, eine Kooperation der Einrichtungen untereinander muss erreicht werden.

6.) Eine verlässliche Betreuung muss gewährleistet werden.
Viele Eltern können ihren eigenen Urlaub nicht mit den Kindergartenferien koordinieren (z.B. bei Betriebsurlaub). In solchen Fällen muss es möglich sein, dass Kinder in einem benachbarten Kindergarten betreut werden. Dazu ist eine stadtweite Ferienabsprache aller Kitas notwendig.

7.) Verbesserung der Sprachförderung.
Eine frühzeitige sprachliche Förderung in den Kitas ist für viele Kinder eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Schulbesuch. Ziel muss sein, dass alle Kinder über gute Sprachkenntnisse verfügen, wenn sie in die Schule kommen.
Hierzu ist eine verstärkte Kooperation zwischen Kitas und Schulen, zwischen ErzieherInnen und LehrerInnen nötig. Fortbildung und eine verstärkte Unterstützung der Sprachförderung von Seiten der Stadt sind flankierende Maßnahmen.

8.) Ein zuverlässiges Betreuungsangebot muss auch für Grundschüler geschaffen werden.
Ganztagesangebote für Grundschüler sind in allen Grundschulen anzustreben. Nach der Einschulung brauchen berufstätige Eltern, deren Kinder während der Vorschulzeit ganztags betreut wurden, weiterführende Betreuungsangebote.
Daher fordern wir den Erhalt und Ausbau der Kernzeitbetreuung an allen Grundschulen und/oder die Schaffung von Betreuungsgruppen für über 6-Jährige in den Kitas.

9.) Ein gutes und ausgewogenes Essensangebot in den Kitas und Grundschulen.
Zu einem Ganztagsbetreuungsangebot gehört auch, dass Mahlzeiten angeboten werden.

10.) Kostenfreie Kindergartenplätze.
Langfristig ist anzustreben, dass der Kita-Besuch nach dem Vorbild von Rheinland-Pfalz kostenfrei wird. Ein erster Schritt soll die Kostenfreiheit für ein verpflichtendes letztes Kindergartenjahr vor der Einschulung sein.

Ziel der Bemühungen muss es sein, jungen Familien entsprechend ihrer tatsächlichen Bedürfnisse beste Rahmenbedingungen zu schaffen und damit auch Wahlfreiheit herzustellen, ohne ein bestimmtes Familienmodell vorzuschreiben.