Internationaler Frauentag

Veröffentlicht am 29.02.2008 in Arbeitsgemeinschaften

Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März war auch die ASF mit einem Infostand in der Bruchsaler Fußgängerzone vertreten. In Anette Sorgs öffentlichem Brief ist nachzulesen, dass die Sache der Frauen noch lange nicht 'in trockenen Tüchern' ist.

Weltfrauentag 2008

Brauchen wir den überhaupt noch?
Haben wir nicht schon alles erreicht? Ist es nicht eher an der Zeit uns um die Männer und hier insbesondere um die Jungs zu kümmern?
Ist es angesichts des demografischen Wandels und der niedrigen Geburtenquote nicht viel wichtiger den Muttertag statt den Frauentag zu zelebrieren?
Ein klares Nein auf alle Fragen!
Der Internationale Frauentag, der 1911 zum ersten Mal begangen wurde, hatte seinerzeit Ziele auf seinen Fahnen, die wir heute immer noch einfordern müssen: gleicher Lohn für gleiche Arbeit und Mindestlöhne!
Frauen werden noch auf vielerlei Art und auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen diskriminiert.
Gerechte Verteilung von Zeit, Macht und Geld ist eine Forderung der SPD-Frauen.
Und bei der Verteilung von Zeit ist auch und insbesondere an die Zeit gedacht, die für Familie, Haushalt, Erziehung und unbezahltes Ehrenamt aufgebracht wird.

Erst seit der Weimarer Verfassung im Jahre 1919 haben wir Frauen das aktive und passive Wahlrecht, d.h. wir dürfen wählen und uns wählen lassen.
Erinnern wir uns aber an eine dunkle Zeit unserer Geschichte:
Unter den Nazis wurde der Internationale Frauentag verboten und durch den Muttertag ersetzt und das bereits im Jahre 1934.
Der BDF (Bund deutscher Frauen) hatte sich 1933 selbst aufgelöst, als er aufgefordert worden war, jüdische Mitglieder auszuschließen.
Die Frauenorganisationen der demokratischen Parteien und der Gewerkschaften wurden verboten. Es wurde ein Mutterkult mit Mutterkreuz etabliert, Frauen auf die Hausfrau- und Mutterrolle reduziert, das passive Wahlrecht wurde den Frauen wieder genommen und der Frauenanteil bei den Studierenden durfte nur 10 % betragen.

Nach Kriegsende wurde im Artikel 3 des Grundgesetzes die Gleichberechtigung von Mann und Frau festgeschrieben.
Noch im Dez. 1948 jedoch hatte der parlamentarische Rat die Aufnahme des Gleichberechtigungsgrundsatzes abgelehnt, erst eine breite Protestbewegung von Frauen unterschiedlichster Verbände und politischer Lager belehrte die Herren eines besseren.

Erinnern wir uns auch an die Studentenbewegung der 60er-Jahre. Die Frauen innerhalb dieser Bewegung kochten, tippten Manuskripte und betreuten die Kinder. Als sie diese Rollenverteilung 1968 auf die Tagesordnung setzten, wurden sie in den Studentenausschüssen abgeschmettert. Ihre Forderungen seien unpolitisch, der Widerspruch zwischen den Geschlechtern ein Nebenwiderspruch , der sich auflösen würde sobald sich der Hauptwiderspruch –die bürgerliche Klassengesellschaft aufgelöst habe- die Frauen waren sauer und warfen mit Tomaten.
Nicht ganz so fortschrittlich die 68er Männer, zumindest in Sachen Emanzipation!

Zwar hat die UNO bereits bei ihrer Gründung im Jahre 1946 das Prinzip der Gleichberechtigung anerkannt, es gibt eine UN-Frauenkommission und im Jahre 1975 wurde das Jahr der Frau ausgerufen, unter dem Leitgedanken „Brot und Rosen“.
Jedoch sieht die Realität nicht nur in den Entwicklungsländern dunkelgrau aus.
Geht es dort noch ganz elementar um die körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung, bei Beschneidungen von Frauen beispielsweise, oder um das Recht auf Bildung , so haben wir europäischen Frauen andere Defizite.
Und dass dies heute –fast 100 Jahre nach dem ersten auf Clara Zetkin zurückgehenden Weltfrauentag- immer noch so ist, hat nicht nur was mit dem Agieren der Männer zu tun, sondern oft auch mit dem Nicht-Agieren bzw. dem nur Reagieren von uns Frauen.

Wieso um Himmels Willen ist Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Frauenthema?
Kann es sein, dass Frauen auf den Sockel der Mütterlichkeit gestellt werden (und sich stellen lassen!!), damit sie den Männern aus dem Weg sind??
Statistisch haben auch gut ausgebildete Frauen mehr als 20 % niedrigere Gehälter.
In Parlamenten, hoch dotierten Vorstands- und Managerpositionen und unter den Professorinnen sind Frauen trotz besserer Schulbildung bei weitem unterrepräsentiert.
Wir haben zwar eine Bundeskanzlerin.....aber was heißt das schon? Indien hatte schon vor 30 Jahren eine Ministerpräsidentin und man liest heute immer noch gelegentlich von Witwenverbrennungen!

Als Mutter wurden wir Frauen zu verschiedenen Zeiten schon genug geehrt, aus welchen politischen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Beweggründen auch immer. Das Schreckgespenst des demografischen Wandels lässt eine ähnliche Tendenz wieder erkennen, auch wenn die Diskussion heute breiter angelegt ist und sich tatsächlich nicht auf den Begriff „Herdprämie“ reduzieren lässt.
Wir Frauen möchten aber nicht ge- oder gar verehrt werden, sondern anerkannt und respektiert für die ganze Bandbreite unserer Leistungsfähigkeit, da gehört das Mutter-Sein dazu, aber es ist eben nur ein Teilaspekt unseres Daseins.

Wir brauchen in der Tat keinen Muttertag, weil Kinder nicht nur eine Mutter brauchen, sondern auch einen engagierten Vater und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die das Kind-Sein gelingen lassen .

Den Frauentag werden wir weiterhin brauchen, so lange bis die Hälfte von Zeit, Macht und Geld uns Frauen gehören .

Für die AsF KA-Land
Anette Sorg

 

SPD-Gemeinderatsfraktion

Unser Standpunkt: Keine B35-Ostumgehung

Mitmachen lohnt sich!

Jusos Bruchsal