Stellungnahme der SPD-Fraktion zur Schaffung einer Erinnerungsstätte an die Opfer des Nationalsozialismus

Veröffentlicht am 27.03.2014 in Gemeinderatsfraktion

von Anja Krug

„Erinnern – nicht vergessen“. So lautet die Aufschrift des Gedenksteins für die Opfer des Holocausts in Untergrombach. Diesen Gedanken des Erinnerungsprozesses an ein beispielloses Verbrechen gegen die Menschlichkeit greifen wir auf. Wir sehen die Erinnerungskultur als fortlaufenden Prozess an.

Die SPD-Fraktion begrüßt, dass nach Gedenktafeln, dem Neckarzimmernprojekt und der virtuellen Rekonstruktion der Bruchsaler Synagoge – um einige wichtige Projekte exemplarisch zu nennen – weitere Formen des Gedenkens in Bruchsal auf den Weg kommen. Wir danken der Verwaltung und namentlich Herrn Hauptamtsleiter Müller für die sehr reflektierte und sensible Vorlage.

Ich konnte vor vier Jahren die zentrale Gedenkstätte für die Opfer des Holocausts, Yad Vashem, in Jerusalem besuchen. Zuvor war ich eine Woche durch Israel gereist, hatte eine Reihe von Museen besucht, in denen die Ausstellungsstücke immer auf Englisch und Hebräisch beschriftet waren. So war es auch in Yad Vashem. Aber die Aufschrift auf den erschütternden Exponaten war in Deutsch. Ich hatte mich noch nie so deutsch gefühlt wie an diesem Tag. Meine Sprache, in der ich träume, in der ich denke, in der ich rede und in der ich liebe. In dieser Sprache waren die Befehle abgefasst, die für Millionen Menschen den Tod brachten.

Unsagbare Verbrechen wurden im Namen eines Regimes begangen, das sich einem Rassenwahn verschrieben hatte. Millionen Menschen haben dabei weggesehen oder alles sogar klammheimlich gebilligt. Biographien wurden für immer ausgelöscht. Lebenswege verhindert. Unsagbares Leid, von dem ein 14jähriger schrieb: „Selbst wenn der ganze Himmel Papier und alle Meere Tinte wären, könnte ich das Leid um mich herum nicht aufschreiben“.

Es ist wichtig, dass wir auch in Bruchsal an dieses Leid und an die Menschen, denen es widerfahren ist, erinnern und diese Erinnerung in der Stadt verorten. Meine Fraktionskollegin Helga Langrock hat deshalb bereits vor vier Jahren die Verlegung von Stolpersteinen in Bruchsal angeregt. Und gerade auch meine Generation und die künftigen Generationen brauchen Formen und Orte des Gedenkens.

Wir möchten die Tahara-Halle auf dem Bruchsaler Friedhof erhalten und bitten die Verwaltung, die in der Vorlage vorgeschlagenen Schritte einzuleiten. Dieser authentische Ort muss zukünftig eine würdige Nutzung erhalten. Das alles muss angesichts des sensiblen Ortes in enger Abstimmung mit der jüdischen Kultusgemeinde erfolgen.

Wir begrüßen sehr, dass jetzt in enger Kooperation mit den Bürgerinnen und Bürgern das Stolpersteinprojekt beginnt, um das Erinnern in unserer Stadt zu intensivieren. Stolpersteine haben auch das Ziel, an das Leben der Menschen zu erinnern. Und zwar dort, wo es stattfand, bei ihren Wohnhäusern, mitten unter uns. Außerdem machen sie die Namen der Opfer präsent – Namen, die man in diesem Land auslöschen wollte, als hätte es diese Menschen nie gegeben. Deshalb ist es wichtig, sie wieder in Bruchsal zu verorten. Wir regen hier auch eine Kooperation mit den Bruchsaler Schulen an, das Engagement des Brettener Edith-Stein-Gymnasium könnte hier ein Beispiel sein.

„Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ – so lautet ein Sprichwort. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass die Namen der Menschen, denen unsagbares Leid widerfuhr, in Bruchsal nicht vergessen werden.

Die SPD stimmt der Vorlage zu und hofft auf reges Engagement für einen wichtigen Prozess in unserer Stadt.

 

SPD-Gemeinderatsfraktion

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Jusos Bruchsal